Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Ur- und Frühgeschichte - Aufbau einer »Virtuellen Lehrsammlung«

Der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte besitzt eine große archäologische Lehrsammlung, die über Jahrzehnte zusammengetragen worden ist. Die Fundstücke aus vielen Perioden und von europäischen und außereuropäischen Fundplätzen dienen als Anschauungsmaterial in der Ausbildung der Studierenden. Das Vorhaben »Virtuelle Lehrsammlung« wurde initiiert, um die Sammlung wissenschaftlich aufzubereiten und mit Bildern und Texten öffentlich zu präsentieren. Die digitale Datenbank ermöglicht so allen Interessierten einen Zugang zu diesem beeindruckenden Quellenbestand.

Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften → Ur- und Frühgeschichte
 
Felix Biermann | Ottilie Blum | Heidemarie Eilbracht | Ralf Miltenberger | Sebastian Tegge

eilbrachth@geschichte.hu-berlin.de tegge_sebastian@gmx.de

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Die Lehrsammlung des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte verfügt über einen vielschichtigen Objektbestand. Er umfasst weit über 2500 archäologische Fundstücke aus Keramik, Metall und Stein. Zu den bemerkenswertesten didaktischen Objekten gehören mehrere Schautafeln zur Steinbearbeitung von 1936 und die in Qualität und Quantität beeindruckende Zusammenstellung 5400 bis 6000 Jahre alter Steinartefakte aus Argentinien. Auch eine Sammlung verschiedener Artefakte und Gipsabgüsse vom Fundplatz des Homo erectus aus Choukoutien (China) – einem im Hinblick auf die Menschwerdung bedeutenden Fundplatz von internationalem Rang – gehört zweifellos dazu. Die größte Zahl stellen steinzeitliche Objekte des Paläolithikums (bis ca. 12000 v. Chr.) und des Neolithikums (ca.5500 bis 2200 v. Chr.) aus ganz Europa dar. Einen weiteren chronologischen Schwerpunkt bilden die Bronzezeit (etwa 2200 bis 800 v. Chr.) und das Mittelalter.
Das aktuelle Projekt zielt auf die Erstellung einer über die Webseite des Lehrstuhls zugänglichen archäologischen Lehrsammlung – die so genannte virtuelle Lehrsammlung. Diese Internet-Präsenz soll zum ersten Anlaufpunkt für Studierende, Lehrende und interessierte Nutzer werden. Den fachlich geschulten und den interessierten Laien gleichermaßen zu informieren, ist ein wesentlicher Bestandteil des Vorhabens. Dieses Anliegen wurde bei der darstellerischen sowie inhaltlichen Umsetzung entsprechend berücksichtigt. Die archäologischen Funde werden durch Fotos visualisiert und zum Teil durch Zeichnungen und 3D-Darstellungen ergänzt. Maße, Gewichte, Fundorte und weiterführende Literatur sind übersichtlich zusammengestellt. Kurze Texte für jedes Objekt bieten eine wissenschaftliche Beschreibung und eine kulturhistorische Einordnung.
Die Erhebung der Daten, die Recherche der Hintergrundinformationen und die wissenschaftliche Einordnung wurden durch Studierende des Lehrstuhls im Rahmen einer zweisemestrigen Übung durchgeführt. Ziel der virtuellen Lehrsammlung ist es, den bislang nur intern genutzten Bestand öffentlich zugänglich zu machen, den Nutzer digital mit den grundlegendsten Informationen zu einem archäologischen Objekt auszustatten und ihn bei Bedarf zu einer persönlichen Besichtigung zu bewegen. In einem zweiten Schritt des Vorhabens wird zudem die Geschichte der Lehrsammlung untersucht und präsentiert. Sie kann bis in den Beginn universitärer Urgeschichtsforschung in Berlin am Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Professur von Gustaf Kossinna zurückverfolgt werden. Auch die verschiedenen Einzelsammlungen sind selbst Zeugnisse ihrer Zeit und können mit einer eigenen, nicht minder interessanten Geschichte über die Hintergründe des Erwerbs oder die Herkunft der Fundstücke aufwarten. Eine Darstellung der kulturhistorischen und der heutigen Relevanz der Sammlungen für die Forschung schließen das Vorhaben ab.