Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Musikalische Analyse im Internet (MAI)

MAI bietet eine Internetplattform zur Integration unterschiedlicher Ansätze musikalischer Analyse. Dabei vereinigt die Hauptseite konkrete einzelne Lehrveranstaltungen, deren Inhalte didaktisch aufbereitet und interaktiv-multimedial zugänglich gemacht werden. Das Projekt ist kumulativ angelegt; die Web-Seiten dienen als eine Art Module für weitere Seminare. Eine detaillierte Dokumentation verdeutlicht die notwendigen Schritte zur technischen Umsetzung unter Verwendung von Flash und Finale. Durch die angestrebte Vielzahl und Vielfalt an Veranstaltungen ergibt sich ein Anspruch an umfassender Information über Methodologie musikalischer Analyse. Zielgruppe sind Studierende der Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität.

Dr. Karsten Mackensen

karsten.mackensen@rz.hu-berlin.de http://www2.hu-berlin.de/mai/

2093-2601 | Musikwissenschaftliches Seminar

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Die Fähigkeit, musikalische Werke zu analysieren, gehört zu den
grundlegenden Voraussetzungen musikwissenschaftlichen Arbeitens,
ungeachtet der thematischen Fokussierung - sei es auf "ernste" oder
Popularmusik, auf musiksoziologische, historische oder systematische
Fragestellungen. MAI möchte Studierenden der Musikwissenschaft ein
Werkzeug an die Hand geben, anspruchsvolle und komplexe Analyseansätze
nicht nur in Seminarveranstaltungen kennen zu lernen, sondern auch
darüber hinaus eigenständig vertiefend zu verinnerlichen bzw. im
Selbststudium zu ergänzen.
MAI versteht sich als didaktisches Hilfsmittel und als Exemplifikation
methodologischer Grundlagen, die nach Voraussetzungen und Zielen
musikalischer Analyse überhaupt fragen. Die Umsetzung folgt auf
seminarbezogenen Web-Seiten und auf solchen, die - auch - unabhängig
von den Seminaren genutzt werden können.
Ausgangspunkt eines solchen Netzes musikalischer Analysen ist das im
Sommer 2005 stattfindende Seminar "Linguistische und semiotische
Verfahrensweisen in der Musikanalyse" (Prof. Dr. Christian Kaden). Die
veranstaltungsbegleitenden Seiten bieten Informationen zum Ablauf, die
Möglichkeit der Diskussion über eine Mailingliste und - als Kernstück
neben den eigentlichen Demonstrationen - eine kommentierte und
verschlagwortete Literaturliste, die methodologische Grundlagen des
Themas weit über die konkret praktizierten Beispiele hinaus enthält. Um
die Verwendung in Datenbanken zu vereinfachen, werden die Einträge u.
a. auch als Excel-Datei angeboten.
Für eine interaktive Aneignung bzw. Vertiefung wurde aus dem Material
des Seminars eine besonders komplexe und für
Geisteswissenschaftler/innen vielleicht ungewohnte Analysemethode
ausgewählt.
Multimedial umgesetzt und didaktisch aufgearbeitet wurde eine mit
statistischen Berechnungen arbeitende strukturelle Analyse des zweiten
Satzes aus Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. VIII von C. Kaden.
Gefragt wird nach einer Objektivierung des eher intuitiven Eindrucks,
dass bestimmte Elemente des Satzes (thematische Motive mit stark
repetitivem Charakter) destabilisierend wirken, dass statt Bestätigung
einer konsistenten Form eher so etwas wie eine "Durchführung in
Permanenz" vorliege. Um dies zu prüfen, wird eine statistische
Beschreibung der Stabilisierungs- und Labilisierungsvorgänge
erarbeitet.
Die Abbildung zeigt den Grad der Festigkeit einer Kopplung zuvor
klassifizierter Strukturelemente und bietet so ein "Stabilitätsprofil"
des Satzes.
Auf der Webseite können die Studierenden jeden einzelnen Schritt
direkt im Notentext und hörend verfolgen; die Notenbeispiele sind in
den je zentralen Abschnitten markiert; erklärende Texte öffnen sich in
gesonderten Fenstern auf Anfrage. Der Prozess der Analyse wird in einem
fortschreitenden Ablauf entfaltet; dabei ist jederzeit der Sprung
zurück zu vorhergehenden Schritten möglich. Die Notenbeispiele wurden
teils gescannt, teils mit dem Notensatzprogramm Finale erstellt.
Da es nicht über ein geeignetes Web-Exportformat verfügt, ist zur
Verwendung in einer Flash-Umgebung eine Vielzahl von
Umwandlungsschritten notwendig. Im Übrigen reichen wenige Applikationen
zur Erarbeitung der Online-Demonstration: ein Audio-Editor (Wavelab)
zur Vorbereitung der Tonbeispiel-Dateien, Flash zur Gestaltung der
animierten Analyse-Präsentation und ein HTML-Editor (verwendet wurde
Dreamweaver). Als komfortabel erwiesen sich die
Bild/Ton-Synchronisationseigenschaften von Flash, die die
ereignisgenaue Kombination vektorbasierter grafischer Elemente,
pixelbasierter Grafiken und der Audiosignale ermöglichen.