Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Statistik in den Sozialwissenschaften

Das Lehr- und Lernmodul zielt darauf ab, komplexe und abstrakte statistische Konzepte und Analysemethoden durch graphische Veranschaulichungen verständlich zu machen. Es stellt einerseits den Lehrenden Materialien zur Verfügung, die sie für Präsentationen in den Lehrveranstaltungen verwenden können. Andererseits bietet es den Studierenden in der Form eines webbasierten Statistikmoduls die Möglichkeit, die in den Seminaren und Tutorien besprochenen Lehrinhalte selbstständig zu vertiefen.

Dr. Martin Groß

martin.gross@rz.hu-berlin.de

HU Berlin | Institut für Sozialwissenschaften | Dr. Martin Groß | 2093-4420

 

Welche Parameter definieren eine Normalverteilung? Wie verhalten sich
Stichprobenkennwerte mit zunehmender Stichprobengröße? Welchen Einfluss
haben Ausreißer auf eine Regressionsgerade?
Mit solchen und ähnlichen Fragen müssen sich Studierende der
Sozialwissenschaften schon in den ersten beiden Semestern ihres
Studiums beschäftigen. Für viele eine eher überraschende und wenig
geliebte Anforderung haben sie sich doch darauf eingestellt, sich mit
konkreten gesellschaftlichen Tatsachen und nicht mit abstrakten
mathematischen Konzepten auseinanderzusetzen.
Die am sozialwissenschaftlichen Institut betriebene Ausbildung
statistischer Methoden ist daher von Anfang an darauf ausgerichtet,
trockene Statistik mit lebendiger sozialwissenschaftlicher Forschung
zusammen zu bringen. Möglichst früh werden die vermittelten
statistischen Verfahren mit Hilfe von in der sozialwissenschaftlichen
Forschungspraxis verwendeten Computerprogrammen (SPSS, STATA) an realen
Daten erprobt. Das neue Lehr- und Lernmodul versucht nun, eine bislang
nicht unerhebliche Lücke zwischen abstrakter Formel und konkreter
Praxis zu schließen. Mit Hilfe graphischer Veranschaulichungen sollen
die abstrakten Formeln greifbar und damit verständlicher gemacht
werden.
Das Projekt beschreitet dabei zwei Wege. Zum einen werden, vor allem
mit Hilfe des Programms Mathematica, den Lehrenden Materialen
bereitgestellt, die sie in den Seminaren und Tutorien für
Präsentationen verwenden können. So kann zum Beispiel sehr anschaulich
gezeigt werden, wie sich die Form der am häufigsten verwendeten
statistischen Verteilungen bei Variation verschiedener Parameter
verändert. Simulationen von Stichprobenziehungen machen deutlich,
welche Rolle der Zufall bei der Berechnung von Stichprobenkennwerten
spielt und auf welche Weise der Zufall beherrschbar wird.
Zum anderen stellt das Projekt ein Lernmodul bereit, das es den
Studierenden erlaubt, die Inhalte der Lehrveranstaltungen selbständig
zu vertiefen. Das Modul wird auf der Homepage des Instituts präsentiert
und kann daher von vielen verschiedenen Arbeitsorten aus abgerufen
werden von den PC-Pools der Universität ebenso wie vom heimischen
Arbeitsgerät. Das Modul ist analog zu den Lehrveranstaltungen
gegliedert: zu jeder Stunde des Statistik-Seminars finden sich
ergänzende Lehrmaterialien. Dabei werden die wichtigsten Konzepte, die
in einer bestimmten Stunde besprochen werden, noch einmal
zusammenfassend beschrieben. Ein durch Hypertext-Links integriertes
Glossar ermöglicht es, sich unklare oder unbekannte Begriffe schnell zu
vergegenwärtigen. Hauptbestandteil des Moduls sind aber die meist
interaktiven Graphiken, die die beschriebenen Konzepte
veranschaulichen. So können die Studierenden Funktionen mit von Ihnen
vorgegeben Parametern zeichnen lassen, sehen, wie sich
Regressionsgeraden bei Hinzufügen von Datenpunkten ändern, Experimente
zu bedingten Wahrscheinlichkeiten durchführen und vieles mehr. In
diesem Modul sind neben Mathematica-Programmen auch Java-Applets zu
finden, die zum großen Teil aus dem Internet stammen und mit
Einverständnis der Autoren in das Lernmodul integriert wurden.
Erste Erfahrungen mit dem Modul zeigen, dass die multimedial
inspirierte Vermittlung statistischer Konzepte eine äußerst hilfreiche
Ergänzung herkömmlicher Unterrichtsmethoden darstellt und dazu
beitragen kann, den Ruf der Statistik als trockene Zahlenschieberei zu
überwinden.