Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Aus den Tiefen des Weltmeeres

in das WorldWideWeb, so ist der ehrgeizige Plan eines Verbundprojektes am Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität im Rahmen der Global Biodiversity Information Facility (GBIF). Drei Kustodien des Museums, die überwiegend marine, wirbellose Tiere beherbergen, werden in den nächsten drei Jahren einen beachtlichen Teil ihrer Bestände in einer gemeinsamen Sammlungsdatenbank erfassen und über Internetbasierte Technologien die Daten einer internationalen Wissenschaftlergemeinde zugänglich machen. Das Museum für Naturkunde liefert damit einen entscheidenden Beitrag zur Erfassung der globalen Biodiversität tierischer Organismen.

Museum für Naturkunde

http://www.museum.hu-berlin.de

HU Berlin | Museum für Naturkunde | Kustodie Crustacea: Dr. Charles-Oliver Coleman | oliver.coleman@museum.hu-berlin.de | Kustodie Marine Invertebraten: Dr. Carsten Lüter | carsten.lueter@museum.hu-berlin.de | Kustodie Vermes: Dr. Birger Neuhaus | birger.neuhaus@museum.hu-berlin.de

 

Das Museum für Naturkunde in Berlin berherbergt als größtes naturkundliches Museum Deutschlands ca. 25 Millionen Objekte, von denen über 20 Millionen auf die zoologischen Sammlungen entfallen. Doch wieviele Tierarten verbergen sich dahinter? Und wie lässt sich die internationale Nutzung dieser Schätze optimieren? Schon jetzt besuchen jährlich über 470 Gastwissenschaftler die Sammlungen und gut 400 Leihsendungen mit etwa 70.000 Präparaten werden pro Jahr an Wissenschaftler im In- und Ausland verschickt.
Spekulationen über die Gesamtartenzahl auf der Erde bewegen sich zwischen 3 und 100 Millionen Arten von denen rund 1,8 Millionen durch wissenschaftliche Beschreibungen bekannt sind. Täglich kommen Neuentdeckungen hinzu. Als Maß für unsere Kenntnis der globalen Artenvielfalt können die naturkundlichen Sammlungen und Archive der Welt mit ihren Beständen an so genannten Typusexemplaren gelten. Typen sind diejenigen Individuen neuer Arten, die den erstbeschreibenden Wissenschaftlern als Grundlage ihrer Arbeit gedient haben. Die Sammlungen des Museums für Naturkunde sind besonders reich an Typusmaterial, was nicht zuletzt auf die großen meeresbiologischen Expeditionen während der Kaiserzeit zurückgeht. So brachte z.B. die Deutsche Tiefsee-Expedition (1898-1899) tausende bis dato unbekannte Arten zurück, deren Typusexemplare überwiegend in den Sammlungen des Museums für Naturkunde aufbewahrt werden. Die Deutsche Südpolar-Expedition (1901-1903) erbrachte mit 1470 neuen Arten vergleichbare Resultate. In dieser Tradition stehen auch heutige meeresbiologische Expeditionen mit den Forschungsschiffen PFS Polarstern, FS Meteor und FS Sonne. Wissenschaftler des Museums sind an Ausfahrten mit diesen Schiffen beteiligt und entdecken regelmäßig neue Tierarten. Es ist daher nur folgerichtig, dass die Kustodien mit meeresbiologischem Schwerpunkt (Crustacea Krebstiere, Marine Invertebraten wirbellose Meerestiere und Vermes wurmförmige Tiere) im Rahmen der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) an einem Gemeinschaftsprojekt zur Erfassung der globalen Biodiversität mitarbeiten. Während in den einzelnen Kustodien die Bestände sehr wohl bekannt und über traditionelle Kataloge dokumentiert sind, haben außenstehende Wissenschaftler und interessierte Laien bisher keinen direkten Zugang zu diesen Daten. Hier genau setzt das Projekt an: GBIF hat sich zum Ziel gesetzt, unter Verwendung moderner Informationstechnologien ein globales Netzwerk von Datenbanken aufzubauen, das einen internationalen Austausch von Biodiversitäts-Daten ermöglichen soll. Im Fokus der Datenerhebung stehen vor allem die Typusexemplare, z.B. von Schwämmen und Stachelhäutern, aber auch vollständige Bestandsaufnahmen, z.B. von Flohkrebsen (Amphipoda) oder parasitischen Würmern, sind geplant.
Die Eingabe der Daten erfolgt in eine extra zu diesem Zweck für das Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main programmierte ErfassungsSoftware. Diese gewährleistet einen national vergleichbaren Standard und ermöglicht langfristig allen Projektpartnern die Erstellung kompatibler Datensätze. Das Projekt wird über einen Zeitraum von zunächst 3 Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert.