Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Botschaftsraum Berlin

Innerhalb des Projektseminars Botschaftsraum Berlin wurde ein multimedialer Atlas gestaltet, der Ereignisse, Bilder, Störfälle und andere Diskursstränge der Diplomatie in Berlin von 1871 bis heute visualisiert. Unterschiedliche Modelle zeigen verschiedene Sichtweisen, die Bedeutungen im Rhizom der Diplomatie entstehen durch die Bewegung des Beobachters im Modell.

Christian Kassung | Dipl.-Arch. Olaf Kriseleit

CKassung@culture.hu-berlin.de http://www.culture.hu-berlin.de/projekte/diplomatie

HU Berlin | Kulturwissenschaftliches Seminar

 

Im WS 2002/03 fand an der Philosophischen Fakultät III der
Humboldt-Universität die Ringvorlesung Konzepte von Diplomatie.
Berliner Botschaften stellen sich vor
(http://www.culture.hu-berlin.de/diplomatie/) mit assoziierten
Seminaren statt. Dahinter stand die Idee, das Phänomen der Diplomatie
in seinen vielfältigen, historischen wie aktuellen Formen zum einen
einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen, zum anderen dieses Thema in
die wissenschaftliche Diskussion einzuspeisen. Das von Dr. Christian
Kassung und Dipl.-Arch. Olaf Kriseleit konzipierte Begleitseminar Stadt
und Diplomatie ging der Frage nach, wie sich die diplomatischen
Vorgänge, Ereignisse, Gebäude usf. in den Berliner Stadtraum
einschreiben. Kaum eine Stadt ist derart vielfältig durch und von
Diplomatie geprägt wie Berlin. Historisch besehen fällt da besonders
die Zäsur der Teilung auf, der eine komplexe Migration der
Botschaftssitze entspricht. Deren Architektur wiederum steht im
spannungsreichen Verhältnis zwischen Erinnerung und Moderne, spiegelt
die eigene und zugleich fremde Kultur, die es dann zu kommunizieren
gilt. Und das diplomatische Sprechen ist, obgleich strengsten Regeln
unterworfen, oftmals eher eine Geschichte der Störungen, Täuschungen,
Verschwörungen und Geheimnisse.
Ausgewählte Aspekte dieser diplomatischen Strukturen sollten als
multimedialer Atlas Berlins recherchiert und dargestellt werden. Dabei
mussten unterschiedliche Zugangsweisen (Text, Bild, Film, Graphik etc.)
kombiniert werden zu einem Modell, das in den dreidimensionalen Raum
einer Stadt auch die Zeitachse einträgt. Realisiert wurde schließlich
eine rhizomatische Netzstruktur, deren Knoten die Orte ausgewählter
Botschaften darstellen. Dabei wächst das Rhizom schmal aus dem engen
Bezirk von Doppelstadt, Dorotheen- und Friedrichsstadt in den
charakteristischen Hundekopf des S-Bahnbogens hinaus. Am Mäandern der
zu Strängen verbundenen Knoten liest man die Topographie der Diplomatie
ab. Schließlich wurde das Rhizom als Website realisiert (HTML, QTVR,
Flash), um die gesammelten Informationen an das Modell rückbinden zu
können. Über die Knoten ruft man Ereignisse auf, über die Stränge
Kontinuitäten. Texte über Störungen, die Theorie der Netzmetapher,
Erläuterungen zum Film Ich bin Diplomat ein erdachtes Gebilde sowie die
Seminardokumentation vervollständigen die Seite.