Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Erwerbskompatible Lernaufgaben - Feedback und automatische Fehleranalyse

Unter welchen Bedingungen tragen Aufgaben und Übungen in einer Online-Lernumgebung zum Fremdspracherwerb bei? Wie müssen Aufgaben und Feedback angelegt sein, damit sie den Spracherwerb tatsächlich langfristig fördern? Der Ansatz der ‚Input Processing Instruction‘ in Verbindung mit der Theorie des ‚Chunking‘ als Erwerbsstrategie bildet die Basis für die Entwicklung der multimedial basierten Lernaufgaben im Lernmodul „Multimedia-Chunks für DaF“. Die Effektivität der an die ‚Structured Input Activities‘ angelehnten Aufgabenreihen mit automatischer Fehleranalyse und differenziertem Feedback wird in Fallstudien getestet.

Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät → Institut für deutsche Sprache und Linguistik
 
Prof. Dr. Brigitte Handwerker

brigitte.handwerker@cms.hu-berlin.de

Karin Madlener | karin.madlener.1@staff.hu-berlin.de

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Die Einbindung multimedial basierter, im Sinne des Chunklernens erwerbskompatibler Lernaufgaben stellt eine Erweiterung des Lernmoduls „Multimedia-Chunks für Deutsch als Fremdsprache“ dar.
Das Lernmodul macht dem Fremdsprachenlerner damit nun drei erwerbstheoretisch fundierte Angebote:

a) bedeutungstragender, situativ gebundener, grammatisch relevanter, natürlicher Input mit salienten Zielstrukturen und in multimedialer Form (Audio, Video, Foto, Animationen mit Chunk-Angebot);
b) Werkzeuge zur Bewusstmachung von Regeln und Ausnahmen im Lerngegenstand (Grammatik, negative Evidenz, Lexikon, linguistisches Hintergrundwissen, Konstruktionsangaben);
c) auf den Input bezogene Aufgaben und Übungen mit automatischer Fehlerauswertung, verschiedenen Korrekturfunktionen und mehrstufigem differenziertem Feedback.

Die Aufgaben erfüllen, wie das Lernmodul an sich, einen doppelten Zweck: Sie sind einerseits direkt einsetzbar im computergestützten Fremdsprachenunterricht, andererseits für die Überprüfung von bestimmten erwerbstheoretischen Hypothesen konzipiert:
Die Aufgaben dienen dem Lernenden, je nach Lernertyp und Einsatzweise, als Mittel der Festigung der zu erwerbenden Strukturen (Übungsmodus), als Prüfstein für das aktuelle Erwerbsniveau (Testmodus) oder, durch ihre Orientierung am Konzept der ‚Structured Input Activities‘, als Basis für das eigenständige Entdecken von Strukturen, Regeln und Form-Funktionsverbindungen in der Zielsprache (Inputmodus).
In Fallstudien wird getestet,
a) ob die entwickelten Aufgaben tatsächlich erwerbsfördernd wirken in dem Sinne, dass Lerner messbare Lernfortschritte machen,
b) unter welchen Bedingungen sie sich als bestmöglich erwerbsfördernd erweisen, d. h. ob verschiedene Arten des Umgangs mit den Aufgaben durch Lernende (Input, Übung oder Test) Auswirkungen auf die Effektivität des Lernens haben, und
c) ob sich Niederschläge des Chunking als präferierter Erwerbsstrategie nachweisen und mit Lernfortschritten korrelieren lassen.

Die Aufgabenreihen wurden zu den psychischen Wirkungsverben des Deutschen in den typischen Konstruktionen ‚sein‘ + Partizip 1 („Das Ergebnis war enttäuschend.“) und ‚sein‘ + Partizip 2 + Ergänzung („Von ihren Kuchen war er restlos begeistert.“) entwickelt.
Es stehen verschiedene Aufgabentypen wie Multiple-Choice, Drag-and-drop, Zuordnungsaufgaben sowie Produktionsaufgaben zur Verfügung. Die Progression ist grundsätzlich vorgegeben, kann vom Lernenden aber individuell angepasst werden.
Die Aufgaben orientieren sich am Konzept der ‚Structured Input Activities‘, die auf Basis des Ansatzes der ‚Input Processing Instruction‘ entwickelt wurden. Grundlegende Annahmen sind die folgenden:
– Die Bedeutung steht im Vordergrund, muss aber notwendigerweise über die Form erschlossen werden.
– Es gibt immer nur einen Aufmerksamkeitsfokus. Lernstrategien und Lernerhypothesen müssen beachtet und evtl. korrigiert werden.
– Input wird schriftlich und mündlich präsentiert.
– Lerner müssen sich kognitiv und möglichst auch emotional mit dem Input auseinandersetzen.

Die Bewertung und Korrektur der Lernerproduktionen in den Aufgaben erfolgt automatisch durch Abgleich mit der erwarteten Ideallösung. Die der Korrektur zugrunde liegende Auswertung erfolgt unter Berücksichtigung eventueller falscher Lernerhypothesen und Lernstrategien und mit Bezug auf anzunehmende Fehlertypen. Das automatisch generierte Feedback ist differenziert und mehrstufig (Tipp, Hilfe, Analogie, Lösung), verweist u.a. auf relevante Textstellen, Lexikoneinträge oder Konstruktionsangaben und soll in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe sein.

Literatur:
(1) VanPatten, B. (ed.) (2004): Processing Instruction. Theory, Research, and Commentary. Mahwah, N.J.: Lawrence Erlbaum.
(2) Handwerker, B./ Madlener, K. (2006): Multimedia-Chunks für Deutsch als Fremdsprache – ein Lernmodul zur Entwicklung lexikalisch-grammatischer Kompetenz. Erscheint in der Reihe ‚Beiträge zur Fremdsprachenforschung‘: Sprachen schaffen Chancen. München: Oldenbourg Verlag.