Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Digitale Lehrmaterialien in Deutscher Gebärdensprache

Gebärdensprache ist eine sichtbare Sprache, deren Lehre ohne den Einsatz von visuellen Medien nicht auskommt. Videomaterialien, die für Lehre und Übung Einsatz finden, lagen jedoch nur in sehr begrenztem Umfang und zudem fast ausschließlich in analoger Form vor. Das Projekt zielte deshalb zum einen darauf, analoges Videomaterial zu digitalisieren, um es dadurch für Unterricht und selbständiges Üben aufzubereiten. Anderes wesentliches Ziel war die Produktion eigenen Medienmaterials, welches auf die spezifische Dolmetschpraxis vorbereiten soll.

Prof. Dr. Horst Ebbinghaus

horst.ebbinghaus@staff.hu-berlin.de http://www.reha.hu-berlin.de/dolmet/

 

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Die Materialerstellung und –aufbereitung für den Studiengang Gebärdensprachdolmetschen ist besonders aufwändig, da für den didaktischen Gebrauch Texte in den beiden Arbeitssprachen Deutsche Gebärdensprache und Deutsch benötigt werden, die sowohl inhaltlich sinnvoll sind als auch in technischer Hinsicht hohen qualitativen Ansprüchen genügen. Bild- und Tonqualität müssen möglichst makellos sein, um als Ausgangsmaterial für Verdolmetschungen zu taugen. Darüber hinaus müssen die Texte den folgenden Kriterien entsprechen:

• definierbarer sprachlicher Schwierigkeitsgrad
• Vorkommen ausgewählter grammatikalischer Charakteristika der Deutschen Gebärdensprache
• Authentizität (Texte entsprechen realen Dolmetschsituationen) Gebärdensprachliche Materialien, die sowohl den technischen als auch den angeführten inhaltlichen Kriterien genügen, sind im deutschsprachigen Raum praktisch nicht vorhanden.

Selbst für die Dolmetschrichtung Deutsch – Deutsche Gebärdensprache eignen sich die meisten in den Medien verfügbaren Texte nicht. Zum einen entsprechen die im Fernsehen gezeigten Kommunikationssituationen und behandelten Themen inhaltlich nicht dem, was einem im Dolmetschalltag begegnet. Zum anderen handelt es sich meist nicht um „freie Redebeiträge“. Auch verfügen Fernsehesendungen häufig nicht über den gewünschten Schwierigkeitsgrad.
Im Rahmen des Projekts wurden deshalb Videoaufnahmen, die den gewünschten Anforderungen entsprechen, produziert und bearbeitet. Für die Aufnahmen standen Muttersprachler der Deutschen Gebärdensprache und des Deutschen zur Verfügung. Es handelt sich bei Digitalisierung und Produktion um sehr zeitaufwändige Prozesse, weshalb für die Realisierung des Projekts eine studentische Hilfskraft angestellt wurde. Für den Videoarbeitsplatz wurden ein Kombigerät von Panasonic (DVD-HDD-SVHS) sowie ein iMac mit Zweitmonitor und externer Festplatte angeschafft und Software für die Videonachbearbeitung, Kompression und für die DVD-Produktion installiert. Des Weiteren wurde ein digitaler Fernsehreceiver angeschafft, um gebärdensprachliche Präsentationen aufzuzeichnen und für Unterrichtszwecke aufzubereiten.
Für die Video-Aufnahmen wurde eine Mini DV-Kamera mit Stativ erworben und ein Studio improvisiert: Baustrahler wurden mittels weißer Regenschirme zu Diffusoren, Eierkartons in Kombination mit Styroporplatten zur Schallregulation genutzt. Als Hintergrund dient ein auf einen Rahmen gespanntes blaues Tuch. Ein zweiter Bluescreen ist durch Rollfüße auch in anderen Räumen nutzbar. In diesem Studio wurden unter der Anleitung der Mitarbeiter Gudrun Hillert, Sabine Fries und Thomas Geißler Aufnahmen von gehörlosen und hörenden Gästen erstellt. Die Mitwirkenden erarbeiteten einen Textkorpus. Um darüber hinaus die im Hochschulkontext relevante Textsorte Vortrag bei der Datenerstellung berücksichtigen zu können, wurden auch von der Abteilung Gebärdensprachdolemetschen durchgeführte Vortragsveranstaltungen aufgezeichnet. Das Projekt sollte den Prozess des gesteuerten Zweitspracherwerbs durch die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Lernmittel effektivieren helfen. Außerdem werden die produzierten Texte der Unterrichtsvorbereitung und –durchführung dienen. Die Lehre des Studiengangs wird in beiden Hinsichten durch die Produktion des authentischen Sprachmaterials nachhaltig verbessert.
Die Zielgruppe des Projekts sind die Studenten der Abteilung Gebärdensprachdolmetschen. Die entstandenen Ressourcen werden aber ebenfalls für Lehrkräfte und Studierende der Gebärdensprach-, Gehörlosen-, Schwerhörigen- und weiterer Sonderpädagogiken zur Verfügung stehen.