Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Annäherung an “sozialwissenschaftlichen Film”

Visuelle Soziologie ist ein noch wenig verbreitetes Forschungsfeld, das sich mit der Frage beschäftigt, wie aus visuellen Aufzeichnungen soziologische Daten gewonnen werden können. Dazu werden Lehrveranstaltungen angeboten, die Studierende in die Dokumentation und Analyse sozialwissenschaftlich relevanter Themen mittels visuell basierter Methoden einführen und befähigen, stadtsoziologische Einblicke zu erarbeiten, um sie im Seminar visuell zu präsentieren und diskutieren. Parallel wurde mit dem Aufbau eines stadtsoziologischen Medienarchivs begonnen, in das die Ergebnisse der studentischen Arbeiten ebenso wie medial bereits verdichtete Filmsequenzen einbezogen werden.

Dr. Gudrun Prengel

gudrun@prengel.com

 

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Der Film ‚Facetten eines Tages’ ist das Ergebnis einer studentischen
Auseinandersetzung mit sozialwissenschaftlichem Film anhand filmischer
Erkundungen und soziologischer Analysen am Potsdamer Platz in Berlin.
Anhand dieser Auseinandersetzung diskutierten die Studierenden
exemplarisch grundlegende Fragen des stadtsoziologischen Umgangs mit
visuellem Material:
- Welchen heuristischen Mehrwert kann eine Arbeit mit bereits
verdichtetem (Film-)Bildmaterial erbringen? Gelingt mit diesem
Vermittlungsmedium eine Annäherung an die komplexe soziale Realität
großer Städte? Erschließen sich uns Handlungs- und Erfahrungsräume
differenter Akteure im Sinne des Entdeckungszusammenhangs qualitativer
Sozialforschung?
- Was bieten Städtebilder für urbanistische Repräsentationen? Welche
Identitäten konstruieren, welche Images transportieren und verfestigen
sie? Wer funktionalisiert strategische Raumbilder mit welchem
Interesse? Werden öffentliche Debatten über Optionen auf die Zukunft
großer Städte angestoßen? Wem gehört die Stadt? Kann die Korrespondenz
zwischen visuellem und urbanistischen Diskurs auch Perspektivenwechsel
fördern und Alternativen zu Inkrementalismus und “business as usual”
erkennbar machen?
- Wenn Entwicklung und Transformationen großer Städte auch über
nebeneinander her laufende oder unsystematisch zusammenwirkende
Diskurse vermittelt sind; wie wirken Bilder (Symbole, Mythen) als
“Transport-” und Verständigungsmittel zwischen diesen? Und angesichts
ungleich verteilter Ressourcen der Kontrahenten
- Wer führt den Diskurs? Wie können Bilder dazu beitragen, im medialen
Diskurs deutlich unterrepräsentierten Interessengruppen Gehör zu
verschaffen? Fragen solcher Art zu entwickeln, gehört heute im Sinne
einer kritischen Auseinandersetzung mit visuellem Material zur
grundlegenden Ausbildung von medienkompetenten Sozialwissenschaftlern.
Die Autorinnen des Films ‚Facetten eines Tages’, Franziska Wulschke,
Katharina Müller und Nicole Bosa entwickelten mehrere konzeptionelle
Ansätze und entschieden sich schließlich für eine Herangehensweise,
welche die Ambivalenz und alltägliche Nutzungen dieses städtischen
Areals fokussieren.
„Aufgrund der Pionierarbeit, die wir leisteten und der somit fehlenden
vorgegebenen Konzeption hatten wir freie Hand, was auf der einen Seite
sehr viel Freiraum zuließ aber auf der anderen Seite zu einem
nonlinearen Ergebnis führte.
Die Anfangsideen wurden immer wieder korrigiert, abgewogen, überdacht
und schließlich neu gestaltet. Von der Idee einen Film über Wohnen am
Potsdamer Platz zu machen, kamen wir nach und nach, auch durch das
Gesetz von Murphy (Alles was schief gehen kann geht auch garantiert
schief!) zu dem Film „Facetten eines Tages“, in dem der Schwerpunkt nun
auf den alltäglichen Geschehnissen ruht.“