Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Mediävistische Lernplattformen im Netz

Schritt für Schritt verändern die neuen Medien die Praxis mediävistischen Forschens. Online-Editionen und Datenbanken ersparen manchen Weg in die Bibliothek, Digitalisate mittelalterlicher Handschriften mitunter sogar die Reise ins Archiv. Warum sollte diese Entwicklung an der Schwelle zum Seminarraum haltmachen? Im Rahmen des Projekts „Mediävistische Lernplattformen im Netz“ wurden seit Oktober 2005 sukzessive zu allen Tutorien, Übungen, Pro- und Hauptseminaren im Studienbereich ‚Mittelalterliche Geschichte‘ webbasierte Lernplattformen in Form von Moodle-Kursen eingerichtet.

Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften
 
Tillmann Lohse

post@tillmannlohse.de http://www.geschichte.hu-berlin.de

 

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Mit dem Anbruch des dritten Jahrtausends erhielten die ‚neuen Medien‘
auch Einzug in die Lehrveranstaltungen zur mittelalterlichen
Geschichte. Immer mehr Materialien wurden über Web-Seiten
bereitgestellt, kursspezifische Mailinglisten eingerichtet oder
Kommunikationsforen kommerzieller Anbieter für den akademischen
Unterricht ‚zweckentfremdet‘. Nachdem im Sommersemester 2004 ein erster
Testlauf bei den Studierenden auf große Begeisterung gestoßen war,
verständigten sich die Lehrenden des Studienbereichs ‚Mittelalterliche
Geschichte‘ darauf, die bislang eher unsystematisch entfalteten
Initiativen zur Anreicherung der Präsenzlehre mit
E-Learning-Komponenten durch eine einheitliche Lösung zu bündeln: das
vom Computer- und Medienservice bereitgestellte Lernmanagementsystem
Moodle.
Im Rahmen des Projekts „Mediävistische Lernplattformen im Netz“
erhielten seit Oktober 2005 nach und nach immer mehr
Lehrveranstaltungen ihren eigenen Moodle-Kurs. Während die meisten
Vorlesungen und Kolloquien nach wie vor ohne dieses Angebot auskommen,
verfügen mittlerweile sämtliche Tutorien, Übungen, Pro- und
Hauptseminare über web-basierte Lernplattformen.
Die Gestaltung und Nutzung der einzelnen Moodle-Kurse ist ganz
unterschiedlich, das Herzstück der Lernplattformen bildet jedoch stets
die mittig angeordnete Agenda. Hier finden die Kursteilnehmer/innen
unter einer Box mit allgemeinen Informationen den jeweils aktuellen und
um Materialien angereicherten Seminarplan. Je nach Lehrveranstaltung
werden darüber hinaus weitere Moodle-Tools genutzt; etwa zur Klärung
zentraler Begriffe (Glossare), zur Verbreitung von Thesenpapieren
(Foren), zur Einreichung von Lösungen (Aufgaben) oder zur Diskussion
von Gliederungsentwürfen für Referate und Hausarbeiten (Journale). Eine
wichtige Voraussetzung für das exponentielle Wachstum der Moodle-Kurse
im Studienbereich ‚Mittelalterliche Geschichte’ war die systematische
Kompetenzentwicklung sowohl der Lehrenden als auch der Studierenden.
Während erstere in individuellen Schulungen mit der Administration
ihrer Kurse vertraut gemacht werden mußten, wurde für letztere in
Zusammenarbeit mit der Fachschaftsinitiative Geschichte und dem
Multimedia Lehr- und Lernzentrum im Rahmen der Einführungswoche jeweils
in der ‚nullten’ Semesterwoche eine zentrale Einführungsveranstaltung
angeboten. Ergänzend hierzu konnte mit Unterstützung des Projekts
„E-Kompetenz im Kontext“ im laufenden Sommersemester 2006 eine
wöchentliche Moodle-Sprechstunde für die Studierenden eingerichtet
werden, die im PC-Pool des Instituts stattfindet.
In den folgenden Semestern soll die Moodle-Nutzung im Studienbereich
‚Mittelalterliche Geschichte‘ weiter ausgebaut werden. Neben der
Einrichtung neuer Lernplattformen muß es zukünftig vor allem darum
gehen, die einzelnen Kurse – ganz im Sinne der BA-/ MA-Studiengänge –
untereinander noch stärker zu vernetzen. Am Ende dieses Prozesses
könnte dann einst ein ‚E-Learning-Verbund Mittelalterliche Geschichte‘
stehen, der mit seiner gewachsenen Struktur die an unserer Universität
betriebene, mediävistische Lehre und Forschung in ihrer ganzen Vielfalt
abbildet und zugänglich macht.

Die obere Abbildung zeigt die Abschrift einer Urkunde Konrads II. aus
dem Codex Eberhardi, die untere ein System zur Zahldarstellung mit
Hilfe der Finger aus einer Beda-Handschrift.