Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Comic- und Filmübersetzung online

Die 9. Kunst wird in der Lehr- und Lernlandschaft leider allzu oft vernachlässigt. Das wird auch sehr deutlich im Hochschulbereich, wo die besondere Eignung des Comics für didaktische Ziele womöglich verkannt wird. Um das Lernen einer Sprache effektiver zu machen und die Fertigkeiten der studenten als Übersetzer für einen späteren einsatz in der Film- und/oder Comicbranche auszubilden, wurden die Lehrveranstaltungen Filmübersetzung und Comicübersetzung an der HU ins Leben gerufen. die Veranstaltungen erfreuen sich anhaltender Beliebtheit und ziehen Studenten aus verschiedenen Ländern europas an.

Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät → Institut für Romanistik
 
Xavier Bihan

xavier.bihan@rz.hu-berlin.de http://www2.hu-berlin.de/francopolis/film

HU Berlin | Institut für Romanistik | Xavier Bihan | 2093-5151 | Comic: http://www2.hu-berlin.de/francopolis/2001nbd.html

 

Die Comic-Übersetzung
Rodolphe Töpffer (1799-1846), der Vater des modernen Comics, war von Beruf Schriftsteller, Kunstkritiker und Pädagoge. Er hatte pädagogische Bedürfnisse vor Augen, als er um 1827 seine ersten kleinen Geschichten aufs Papier brachte.
Diese neue Form der literarischen Erzählung hätte vielleicht nicht überlebt, wenn nicht Goethe höchstpersönlich seine Begeisterung für dieses neue Medium zum Ausdruck gebracht und Töpffer ermutigt hätte, sein Werk zu veröffentlichen.
Am Kreuzweg verschiedener Kunstrichtungen wie Literatur, Film und Graphik bekommt der Comic (frz. bandes dessinees, kurz BD) als didaktisches Mittel eine neue Dimension, die durch die multimedialen Techniken erst richtig zur Geltung kommt. Glücklicherweise gibt es einen Hoffnungsschimmer für die BD-philen an der Humboldt-Universität. Der Kurs Comic-Übersetzung ist laut dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer der einzige seiner Art (siehe MDÜ 2/2001).
Getreu der These von Comenius Lehrinhalte sollen über möglichst viele Sinne vermittelt werden wird online (s.u.) und auf CD-ROM Einblick in die Materie der Comic-Übersetzung gegeben und eine neue effiziente Lernumgebung für Sprachen angeboten ("Traduction de BD", Ref.0007-08/01, bei unserem Medientechniker erhältlich). Website und CD-ROM wurden in Zusammenarbeit mit Studenten, dem Credol und Verlags-Partnern entwickelt.

Filmübersetzung im Internet und auf DVD
Wenn laut Bibel am Anfang das Wort war, war es am Anfang der Filmgeschichte genau umgekehrt. Das neu geborene Wunderkind war stumm. Das Ergebnis aber war gleich: Alle konnten die Sprache der beweglichen Bilder verstehen und sich verständigen.
Erst als dank der Erfindung des Tonfilms das Wort hinzukam, wurde es mit der Verständigung schwierig. Wie beim Turmbau zu Babel wurde die Sprachenvielfalt zum Verhängnis, und der Übersetzer, dieser Sprachennotdienst, der seit Babel am Werk ist, wurde zu Hilfe gerufen.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden im Wesentlichen zwei Lösungen gefunden und eingesetzt, um dem Film die volle Breite seines Publikums zurück zu geben: die Untertitelung und die Synchronisation. Beide Prinzipien haben am Ende des 20. Jahrhunderts große Fortschritte gemacht und erlauben eine leistungsfähige sprachliche Vermittlung des Werks.
Die Lehrveranstaltung "Filmübersetzung D-F/F-D", an der Humboldt-Universität angeboten, gehört europaweit zu den wenigen, die sich mit der Materie befassen. Sie zieht Studenten aus verschiedenen Ländern Europas an, da sie in die Filmübersetzung und die Besonderheiten der Filmuntertitelung einbezogen werden. Eine dritte Variante der Kunst des Übersetzens von Filmen, Voice over genannt, wird in der Lehrveranstaltung Simultandolmetschen D-F regelmäßig praktiziert.