Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Sprachen und Kunst

"Kunst kennt keine Grenzen" , zumindest keine geographischen. Wenn man das vielleicht zu Zeiten der klassischen Kunst behaupten konnte, ist es seit dem Aufschwung der audiovisuellen Medien und der daraus entstehenden Medienkunst nur noch durch den Einsatz von Profiübersetzern möglich. Die in den vergangenen 150 Jahren entstandenen neuen Formen der Kunst würden nämlich sehr oft an sprachliche Grenzen stoßen, wenn nicht Übersetzer mit technischem Wissen und interkultureller Kompetenz zu Hilfe gerufen würden.

Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät → Institut für Romanistik
 
Xavier Bihan

xavier.bihan@romanistik.hu-berlin.de http://www2.hu-berlin.de/linguapolis/2001nbd.html

2093-5151

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Die vor über 100 Jahren an der Berliner Universität eingeführte Dolmetscher- und Übersetzerausbildung befasst sich seit nunmehr zehn Jahren mit den Sonder-Fachgebieten Comic- und Filmübersetzung und hat damit deutschlandweit die führende Rolle übernommen.

Die 7. Kunst
Wenn laut Bibel am Anfang das Wort war, war es am Anfang der Filmgeschichte genau umgekehrt. Das neu geborene Wunderkind war stumm. Das Ergebnis aber war gleich: Alle konnten die Sprache der beweglichen Bilder verstehen und sich verständigen.
Erst als dank der Erfindung des Tonfilms das Wort hinzukam, wurde es mit der Verständigung schwierig. Wie beim Turmbau zu Babel wurde die Sprachenvielfalt zum Verhängnis, und der Übersetzer, dieser Sprachennotdienst, der seit Babel am Werk ist, wurde zu Hilfe gerufen.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden im Wesentlichen zwei Lösungen gefunden und eingesetzt, um dem Film die volle Breite seines Publikums zurückzugeben: die Untertitelung und die Synchronisation. Beide Prinzipien haben am Ende des 20. Jahrhunderts große Fortschritte gemacht und erlauben eine leistungsfähige sprachliche Vermittlung des Werks.
Im Unterricht werden die Studenten in die Theorie der Filmübersetzung und die Praxis der Filmuntertitelung eingeführt. Ihre Aufgabe ist es, einen Kurzfilm in der Sprache ihrer Wahl zu übersetzen und zu untertiteln.
Die Sprachenplattform Linguapolis (www.lingua-polis.net) stellt die Arbeit des Filmübersetzers, dieses fleißigen Dieners der 7. Kunst, ins Rampenlicht und gibt angehenden Filmemachern aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit, ihre Kurzfilme von Studenten der Humboldt-Universität untertiteln zu lassen und dann online anzubieten.
Die Lehrveranstaltung "Filmübersetzung" von Herrn X. BIHAN am Institut für Romanistik wurde mit dem Gütesiegel "Cinedays 2003", verliehen von der Europäischen Kommission, ausgezeichnet.

Die 9. Kunst
Rodolphe Töpffer (1799-1846), der Vater des "modernen" Comics, war von Beruf Schriftsteller, Kunstkritiker und Pädagoge. Er hatte pädagogische Bedürfnisse vor Augen, als er um 1827 seine ersten kleinen Geschichten aufs Papier brachte.
Diese neue Form der literarischen Erzählung hätte vielleicht nicht überlebt, wenn nicht Goethe höchstpersönlich seine Begeisterung für dieses neue Medium zum Ausdruck gebracht und Töpffer ermutigt hätte, sein Werk zu veröffentlichen. Am Kreuzweg verschiedener Kunstrichtungen wie Literatur, Film und Graphik bekommt der Comic (frz. Bandes dessinees, kurz BD) als didaktisches Mittel eine neue Dimension, die durch die multimedialen Techniken erst richtig zur Geltung kommt.
Glücklicherweise gibt es einen Hoffnungsschimmer für die BD-philen an der Humboldt-Universität. Der Kurs "Comic-Übersetzung" ist der einzige seiner Art in Deutschland. Studenten lernen am Computer die Kunst der Bilddatenverarbeitung, um den von ihnen übersetzten Text professionell einbauen zu können. Getreu der These von Comenius "Lehrinhalte sollen über möglichst viele Sinne vermittelt werden" wird online und auf CD-ROM Einblick in die Materie der Comic-Übersetzung gegeben und eine neue effiziente Lernumgebung für Sprachen angeboten. Website und CD-ROM wurden in Zusammenarbeit mit Studenten, dem Credol und Verlagspartnern entwickelt.