Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

imago_diathek

Seit 1995 wird am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität unter der Leitung von Horst Bredekamp die Bilddatenbank "imago_diathek" aufgebaut. Sie erfasst Kunstwerke aller Gattungen der europäischen Kunstgeschichte von 300 n. Chr. bis zur Gegenwart. Ihr großer Vorteil gegenüber rein textorientierten Datenbanken ist die Objektzentriertheit, die Konzentration auf das Bild. Ein umfangreicher Thesaurus mit über 8.000 Schlagworten ermöglicht eine differenzierte Erschließung der einzelnen Objekte. Dadurch ist die Recherche nach inhaltlichen und auch "unscharfen" Kriterien möglich.

Dr. Dorothee Haffner

Dorothee.Haffner@culture.hu-berlin.de http://www2.hu-berlin.de/arthistory/pub/resCont2.php?pg=r1

HU Berlin | Kunstgeschichtliches Seminar | Dr. Dorothee Haffner | 2093-43 11

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In der Kunstgeschichte ist das Dia noch immer das zentrale Mittel zur
Visualisierung der Forschungs- und Lehrgegenstände. Daher hält jedes
Kunstgeschichtliche Seminar eine Diathek bereit, in der die Dias nach
bestimmten Kriterien (z. B. Künstlername, Standort) aufgestellt sind.
Zwei grundlegende Probleme stellen sich dabei: An welcher Stelle der
Systematik ist das Dia, das ich suche, aufgestellt? Wer hat das Dia,
das ich brauche, ausgeliehen? Um diesen Schwierigkeiten abzuhelfen,
begann das Kunstgeschichtliche Seminar bereits 1995 unter der Leitung
von Horst Bredekamp mit dem Aufbau der Bilddatenbank "imago_diathek".
Sie ermöglicht die Recherche nach verschiedensten Kriterien. Die
gefundenen Bilder können in persönlichen Arbeitsmappen
zusammengestellt, exportiert und außerdem beliebig oft kopiert werden.
Damit sind sie, anders als Dias, ständig verfügbar.
Bei "imago_diathek" steht, anders als bei damals gängigen,
textorientierten Datenbanken, das Bild mit einer umfangreichen und
differenzierten Erschließung im Vordergrund. Die Erschließung geschieht
mittels eines umfangreichen, am Seminar entwickelten Thesaurus, mit dem
jedes Objekt detailliert verschlagwortet werden kann. Das ermöglicht
eine Recherche nicht nur nach "harten Fakten", sondern auch nach
assoziativen Kriterien, ein Prinzip, das gerade in den
Geisteswissenschaften alltäglich ist. Das menschliche Gehirn arbeitet
vorwiegend mit intuitiven Bezügen zwischen verschiedenen Objekten oder
Fragestellungen, die oft nicht rational zu erklären sind, die aber
höchst anregend und erhellend sein können. "imago_diathek" versucht,
diese Arbeitsweise nachzuempfinden und zu unterstützen.
Wurden die Dias ursprünglich gescannt, so werden mittlerweile die
Bilder digital fotografiert und dann in die Datenbank eingebunden. Die
Bildqualität ist dadurch außerordentlich hoch.
"imago_diathek" dient in erster Linie der Bildrecherche, nicht der
Inventarisierung. Daher werden zu den Bildern nur die Kerndaten erfaßt:
Künstler, Titel, Datierung, Technik, Maße, Standort, Institution,
ferner Angaben zur Quelle der Reproduktion und zum Copyright der
Abbildungen.

Weitere Details:
- Relationale Datenbank (MS-Access bzw. Sybase/SQL) unter Windows
(98/NT/2000) mit integriertem Thesaurus-Editor
- Client-Server-Struktur
- Export der Daten in XML über ODBC-Treiber oder Java-Applet
- Internet-Client auf Java-Basis in Vorbereitung
- Thesaurus: Gliederung in zehn verschiedene Hauptkategorien mit
zahlreichen Unterbegriffen, angelehnt an Iconclass und Getty AAT
- Zugriffsmöglichkeit auf den Thesaurus über Register und
alphabetische Liste
- Gesamter Schlagwortschatz stets auf dem Bildschirm verfügbar
- Unbegrenzte Verschachtelungstiefe des Thesaurus
- Verknüpfung der Schlagworte bei Eingabe und Abfrage vielfältig und
in beliebiger Anzahl
- Inhaltlich unterschiedlichste Kontexte zwischen verschiedenen
Motiven, Themen, Epochen, Künstlern oder Gattungen möglich
- Hohe Suchgeschwindigkeit durch Indizierung der einzelnen
Schlagwortfelder und durch eine hierarchische Thesaurusstruktur
- Bewußt freie Gestaltung, um assoziative Verschlagwortung und
Recherche zuzulassen
- Fortschreibung des Thesaurus je nach Bedarf
- Zweite Suchmöglichkeit: Feldsuche in den Basisdaten der Objekte

- Außerordentlich hohe Benutzerfreundlichkeit auch für Einsteiger


Seit April 2001 ist das Kunstgeschichtliche Seminar Verbundpartner im
bmbf-geförderten, dreijährigen Projekt "prometheus - Das verteile
digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre"
(http://www.prometheus-bildarchiv.de/). "prometheus" ist ein
netzbasierter Verbund dezentraler Bilddatenbanken für Archäologie und
Kunstgeschichte, der außerdem virtuelle Lehr- und Lernumgebungen
anbietet. "imago_diathek" ist eine der dezentralen Bilddatenbanken des
Verbundes.