Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Internetrecherche im Physikunterricht

Die Nutzung des Internet ist in vielen Bereichen des Lehrens und Lernens selbstverständlich geworden. 2001 sind alle Schulen in Deutschland mit Internetzugängen ausgestattet worden. Wenn auch viele Schüler zur Zeit noch hauptsächlich zum Spaß im Netz surfen, nimmt die Nutzung des Internet als Bildungsmedium mit allen dabei auftretenden Schwierigkeiten zu. Am Beispiel Physikunterricht wollen wir mit unserer Untersuchung der Diskussion um neue Medien im Schulunterricht eine weitere wissenschaftliche Grundlage geben, die die Chancen und Risiken des Mediums Internet erkennt und beurteilt.

Institut für Physik

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HU Berlin | Institut für Physik | Didaktik der Physik Ass. d. L. Burkhard Priemer | Prof. Dr. Lutz Helmut Schön | 2093-7963 | Sekretariat: 2093-7945 |

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Im durchgeführten Projekt wird die Internetanwendung von Schülern zum
Lernen eines komplexen Themas an einem Beispiel aus der Physik
explorativ untersucht. Dazu wird die Nutzung des WWW durch Schüler im
Rahmen einer speziellen Aufgabenstellung, die Erstellung eines
sachorientierten informativen Textes, detailliert erfasst und
insbesondere in Zusammenhang zu Lernerfolgen gestellt.
Es hat sich gezeigt, dass zum Erreichen aufgabenrelevanter Lernerfolge
drei Einflüsse von besonders großer Bedeutung sind: domänenspezifische
Vorkenntnisse, epistemologische Überzeugungen und ein kritischer Umgang
mit Informationen. Rein technische Computerkenntnisse haben hingegen
wenig Einfluss zur Erlangung von Lernerfolgen gezeigt; die notwendigen
Voraussetzungen liegen auf einem recht geringen Level und können von
Schülern schnell erlernt werden.
Unter Verwendung von elektronischen Protokollen der Computernutzung,
so genannter Logfiles, wurde eine empirische Methode entwickelt, welche
auf der Basis von graphentheoretischen Verfahren typische
Navigationsstrategien identifiziert. Ein direkter Zusammenhang zwischen
diesen Navigationsstrategien und erzielten Lernerfolgen konnte nicht
gezeigt werden. Anders jedoch bei Selbsteinschätzungen durch die
Probanden: angewendete Arbeitsstrategien beeinflussen den Lernerfolg
nachweislich. Es konnten sowohl zwei günstige als auch zwei ungünstige
Strategien erkannt und beschrieben werden.
Mithilfe der Logfiles wurde weiterhin die Textproduktion der Schüler
am Computer genau untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass einige
Schüler erhebliche Textteile aus Internetseiten in ihre eigenen
Arbeitsprodukte kopieren. Aus der Analyse der Verfahren der
Textproduktion ergaben sich zwei Typen mit unterschiedlichen
Eigenschaften: "Compiler", die im Wesentlichen Fremdtexte verwenden,
und "Autoren", die selber schreiben. Autoren erzielen signifikant
bessere Lernerfolge, und Compiler explorieren einen größeren Teil des
Hypertexts.
Das Internet hat sich insgesamt als ein sehr gut geeignetes Medium
erwiesen, mit dem Schüler selbstständig nicht nur Fakten und einzelne
Informationen finden, sondern ebenfalls komplexe Inhalte erlernen
können. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung gefördert.