Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Die Sammlung historischer Palaestinabilder

Die Sammlung historischer Palästinabilder der Theologischen Fakultät gibt einen umfassenden Einblick in das Leben und die Kultur Palästinas zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Erhalten sind ca. 2000 Glasplatten-Dias, die von 1890-1920 bei Exkursionen aufgenommen wurden. Zur Zeit werden diese Bilder digitalisiert, restauriert und bearbeitet, so dass das Fotomaterial sowie deren Bedeutung für die gegenwärtige Forschung untersucht werden kann. Ziel ist es, die größtenteils unveröffentlichten Bilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, da sie ein einmaliges Zeitzeugnis in hoher fotografischer Qualität darstellen.

Prof. Dr. Rüdiger Liwak

ruediger.liwak@rz.hu-berlin.de http://www.palaestinabilder.de

Prof. Dr. a.D. Peter Welten | berlinerwelten@t-online.de | Prof. Dr. Rüdiger Liwak | 24753-613 /-619 | Mitarbeiter: Sascha Gebauer | saschagebauer@palaestinabilder.de

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Die Entstehung der Sammlung historischer Palästinabilder
Die Sammlung der historischen Palästinabilder der Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin geht auf Hugo Greßmann zurück, der hier von 1907-1927 lehrte. Erhalten sind ca. 2000 Glasplatten. Die Bilder hat Greßmann teilweise selber aufgenommen, teilweise aber auch bei professionellen Fotografen gekauft. Dadurch wird eine interessante Vielfalt erreicht, da sich die einzelnen Institutionen unterschiedliche Schwerpunkte für ihre Motive gesetzt haben.
Greßmann hat im Jahr 1906 eine Palästinareise unternommen und war Mitarbeiter im Deutschen Ev. Palästinainstitut. Schwerpunkte bei ihm sind u.a. Orte, Kultplätze und Altäre. Darüber hinaus vermitteln die Bilder auch einen Eindruck von den abenteuerlichen Reisebedingungen im Vorderen Orient zu Anfang unseres Jahrhunderts und den zeitgenössischen Ausgrabungen. Erst 1994 konnten die Glasplattendias, die bis dahin an unterschiedlichen Stellen gelagert und kriegsbedingt größtenteils in einem besorgniserregenden Zustand waren, zusammengetragen und zentral gelagert werden. Daher liegt die genaue Herkunft eines erheblichen Teils der Sammlung im Dunkeln.

Der Inhalt der Sammlung
Die Bilder bestehen aus Glasplatten in unterschiedlichen Formaten. Sie sind diaähnliche Positive, die mit einem heute nicht mehr gebräuchlichen Projektor wiedergegeben werden können. Einige der Motive eröffnen Einblicke in den Stand der Architektur Palästinas zur Jahrhundertwende, z.B. das syrische Waisenhaus. Andere wiederum konzentrieren sich auf Ausgrabungen und bekannte historische Gebäude und Anlagen wie z.B. Felsendom und Klagemauer. Die Wiederentdeckung und Identifizierung biblischer Orte erlebte in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine erste Blütezeit, die besonders durch die Bilder aus dem Umfeld von Gustav Dalman gut belegt ist. Für Kunsthistoriker und Archäologen bietet ein Vergleich der Bilder mit dem heutigen Erhaltungszustand die Möglichkeit, Veränderungen der Substanz von Baudenkmälern und archäologischen Stätten in den vergangenen hundert Jahren zu erkennen. Besonders ausführlich und eindrücklich sind das Leben der Menschen und Menschentypen im Vorderen Orient erfasst. Neben der Stadtbevölkerung, welche von den ärmsten Teilen der Einwohner bis hin zu vornehmen Personen und Führungspersönlichkeiten dokumentiert ist, gibt es auch eine umfangreiche Dokumentation des ländlichen Lebens. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Landwirtschaft und den damit verbundenen Handwerken. Dabei findet das Interesse an alten Gerätschaften, aber auch an Methoden und Arbeitsweisen seinen Niederschlag. Weiterhin werden der Handel und die Transportwege in der schwierigen Gegend gezeigt. Bei vielen der Bilder wurden das Interesse und die Fragestellung der Forscher bzw. Photographen deutlich. Im Zentrum stehen oft Motive und Gegenstände, bei denen ein biblischer Hintergrund deutlich wird. Das Interesse an muslimischer, jüdischen und christlichen Traditionen ist ebenfalls deutlich erkennbar.

Das Palästina-Bilderprojekt
Die Glasplattendias sind vom akuten Zerfall bedroht, die Papierbilder schon sichtlich vergilbt. Daher steht zu Beginn der Arbeit eine gründliche und vorsichtige Reinigung der Platten. Um ihren dokumentarischen Wert zu erhalten, werden alle Bilder digital erfasst und unter der Maßgabe bearbeitet, dass die Qualität ihrer Wiedergabe sich am Original orientiert. Über diese dringend notwendige Sicherungsmaßnahme hinaus wird eine Datenbank erstellt, in der die Bilder über das Medienportal der Humboldt-Universität der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Ein kurze Vorstellung findet sich bereits unter: www.palaestinabilder.de