Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Zoologische Bestimmungsübungen für Anfänger

In den "Zoologischen Bestimmungsübungen" für Anfänger lernen Studierende der Biologie, wie man den wissenschaftlichen Namen einer Tierart - und damit die Stellung dieser Art im System der Organismen - herausfindet. Das Lernmanagementsystem Moodle unterstützt und ergänzt den Präsenzunterricht durch Bilder zahlreicher lebender Organismen und ihrer Lebensräume. Durch Übungsfragen, ein umfangreiches Glossar und ein Diskussionsforum wird die Einarbeitung in die komplexen Inhalte erleichtert - und (so hoffen die Dozenten) das Interesse an der Erforschung der biologischen Vielfalt geweckt.

Hannelore Hoch

hannelore.hoch@museum.hu-berlin.de

2093-8519 | Institut für systematische Zoologie | Museum für Naturkunde | Andreas Wessel | Viktor Hartung

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Kaum jemand wird bestreiten, dass eine umfassende Bildung in der
modernen Welt unentbehrlich ist. Über den Umfang dieser Bildung ist man
sich auch ziemlich einig: Man sollte 1-2 Fremdsprachen beherrschen, mit
Technik wie z. B. dem Computer umgehen können, sich mit Geschichte,
Literatur und Musik auskennen - und wenn es plötzlich um solche
Materien wie Bioethik, Gentechnologie oder Artensterben geht, sollte
man auch verstehen, was damit gemeint ist. Allzu oft aber bleibt
solches Wissen abstrakt und trocken: so wird jeder wohl zustimmen, dass
man umweltfreundliche Technologien anwenden sollte und dass gefährdete
Arten geschützt werden müssen - gleichzeitig aber können sich viele
Leute nicht viel unter "gefährdeten Arten" vorstellen. Und - von
bedrohten tropischen Schmetterlingen ganz zu schweigen - viele Leute
wissen nicht einmal, welche Tiere in ihrer Nachbarschaft leben und wie
sie vom Menschen beeinflusst werden. Hier klingen die Worte des
Zoologen Martin Wells besonders aktuell: "For a gentleman should know
something of invertebrate zoology, call it culture or what you will,
just as he ought to know something about painting and music and the
weeds in his garden." (Martin Wells, Lower Animals, 1968)
Dem sozialen Stadtwesen Mensch fehlen Kenntnisse von lebendigen
Organismen. Selbst viele Diplombiologen sind heutzutage nicht mehr
imstande, eine Rabenkrähe von einer Dohle zu unterscheiden. Die
Interessenschwerpunkte der Industrie, Geldgeber und letzten Endes auch
der Forschung rücken immer weiter in den Bereich von Genen, Molekülen
und anderen kleinen Dingen - als Resultat wissen manche Forscher nicht
mehr, wie der Organismus aussieht, an dessen Zellen sie arbeiten. Wir
wollen keinesfalls die Bedeutung von Molekularbiologie und verwandten
Disziplinen in Frage stellen - wir sind uns aber sicher, dass die
lebendige Welt nicht auf dem Niveau von Molekülen allein verstanden
werden kann. Selbst wenn man sich später nicht als Zoologe
spezialisieren will - man braucht einige Basiskenntnisse an Botanik und
Zoologie, um sich die Diversität der Lebewesen - und des Phänomens
"Leben" - besser vorstellen zu können. Ohne diese Vorstellung ist keine
essentielle Forschung möglich. Dies ist die Aufgabe, mit der wir uns in
unserem Kurs "Zoologische Bestimmungsübungen für Anfänger" konfrontiert
sehen - in der knappen Zeit, die uns zu Verfügung steht (2 SWS, also 2
Stunden jede Woche ein Semester lang), den Studierenden aus dem ersten
Semester Grundkenntnisse der zoologischen Systematik zu vermitteln,
mitsamt den Anfängen der Arbeitstechniken, die ein an Organismen
arbeitender Biologe verwendet, den Fragestellungen, die heute am
wichtigsten sind, und den Konzepten, die in der Wissenschaft von
Vielfalt am meisten diskutiert werden - und zu einer solchen ist die
moderne Zoologie geworden.
Hier war uns das neue Lernmanagementsystem Moodle eine große Hilfe.
Denn man kann hier nicht nur Inhalte aus dem Präsenzunterricht
auslegen, damit Studenten sie besser einstudieren können - das System
lässt das Studium interessanter und interaktiver gestalten. Man kann
die in den Bestimmungsübungen vorkommenden Tiere (und das sind aus
vielerlei Gründen leider nur tote Präparate) in farbigen Abbildungen
mit Erläuterungstext sehen; man kann Glossare benutzen, wo neue Termini
und Begriffe erläutert werden; man kann durch Übungsaufgaben sein
Wissen überprüfen und verbessern; man kann schließlich Diskussionen in
einem Forum führen, wenn irgendein Thema unklar bleibt oder einen mehr
interessiert. Das alles war früher noch nicht möglich und hat auch uns
angeregt, die Inhalte des Kurses besser zu strukturieren und zu
bewerten. Es ist natürlich nicht alles reibungslos gegangen -
schließlich war das für uns auch das erste Mal, dass wir das System
benutzen, auch rein technische Probleme sind aufgetaucht - aber die
Resultate der Endklausur, und vor allem die Bewertung durch die
Studierenden selbst zeigen eindeutig, dass sich die Modernisierung des
Kurses wirklich gelohnt hat. Die Ausbildung von kompetenten Biologen
wird dadurch vielleicht nicht einfach - aber um vieles leichter und
macht erheblich mehr Spaß.