Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Modularisierung mit Moodle

Auch im neunten Jahr ›nach Bologna‹ sind die deutschen Universitäten noch immer eine riesige Baustelle. Zwar können die Studierenden mittlerweile bundesweit zwischen mehr als 3.000 Bachelor- und über 2.000 Master-Studiengängen wählen, von der Verabschiedung neuer Studienordnungen bis zu deren Umsetzung im Regelbetrieb ist es aber bekanntlich ein weiter Weg. Als eines der Hauptprobleme erweist sich hierbei allerorten die auf dem Papier schnell behauptete, im Studienalltag jedoch meist nur schwer einzulösende Verzahnung einzelner Lehrveranstaltungen zu einem Modul.

Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften
 
Tillmann Lohse

post@tillmannlohse.de http://www.geschichte.hu-berlin.de

 

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Im Rahmen des Projekts ›Modularisierung mit Moodle‹, das mit Unterstützung der Medienkommission des Akademischen Senats seit Oktober 2007 am Institut für Geschichtswissenschaften durchgeführt wird, versuchen wir auszuloten, welchen Beitrag Moodle, das mittlerweile unverzichtbar gewordene Lernmanagementsystem der Humboldt-Universität, zur Lösung dieses Dilemmas leisten kann. Vorrangiges Ziel unsrer Bemühungen ist die Etablierung von vier virtuellen Netzwerken für die epochenspezifischen Einführungsmodule des BA-Studiengangs ›Geschichte‹ (Alte, Mittelalterliche, Neuere und Neueste Geschichte). Schritt für Schritt sollen die Moodle-Kurse zu den einzelnen Lehrveranstaltungen des jeweiligen Moduls, d. h. Einführungsvorlesung, Tutorium und Proseminare, durch wechselseitige Verlinkungen zu einem ›Moodle-Cluster‹ verwoben werden (vgl. untenstehendes Schema). Als Kern der einzelnen Cluster fungiert dabei jeweils ein Moodle-gestütztes Tutorium, das als nachhaltig nutzbare Grundlage für Blended-Learning-Szenarien genutzt wird.
Dieses gliedert sich in zehn bis fünfzehn verschiedene Lektionen, in denen die Studierenden nicht nur die allgemeinen Arbeitstechniken historischer Forschung einüben, sondern sich darüber hinaus auch mit den spezifischen Hilfsmitteln zu den einzelnen Epochen vertraut machen können. Sie lernen also unter anderem das Entziffern alter Schriften oder das nicht immer ganz einfache Auflösen und Umrechnen von Datierungen, die früher üblich waren, heute aber außer Gebrauch gekommen sind. Ein Beispiel mag dies illustrieren: In der letzten Zeile der am Kopf des Posters abgebildeten Urkunde ist vermerkt, wann genau das zuvor mit allen Einzelheiten erläuterte Rechtsgeschäft, ein Gütertausch zwischen verschiedenen Klerikern, beurkundet wurde. Mit ein wenig Übung kann man hier lesen:»Datum anno Domini M° CCC° XIII, in vigilia Penthecostes.« Das heißt übersetzt: »Gegeben im Jahre des Herrn 1313, am Tag vor Pfingsten.« -Aber auf welchen Tag fiel Pfingsten in diesem Jahr? Und warum? In der Regel enthält jede der Lektionen eine handlungsorientierte Aufgabenstellung sowie die zur ihrer Lösung benötigten Materialien (Links auf externe Ressourcen, Auszüge aus der propädeutischen Literatur, Arbeitsblätter, usw.) und bildet so eine virtuelle Basis für selbstgesteuerte, zeit- und ortsunabhängige Lernprozesse der Studierenden.
Zu jeder eingereichten Lösung bekommen die Studierenden ein verbales Feedback, in dem bei Bedarf durch Überarbeitungshinweise weitere individuell zugeschnittene Lernimpulse gegebenen werden (vgl. das Beispiel in der Abbildung am Fuße des Posters). Ergänzend zu den einzelnen Lektionen bietet jedes Tutorium ein beständig anwachsendes Glossar, in dem wichtige Hilfsmittel, aber auch Fachtermini erläutert werden, sowie einen Multiple-Choice-Test, in dem die Studierenden ihren Lernerfolg vor der Modulteilprüfung noch einmal selber überprüfen können. An die nach diesen Prinzipien konzipierten Moodle-Tutorien, die mit gleichbleibenden Materialien und wechselnden Aufgabenstellungen unbegrenzt wiederverwendet werden können, docken sich im Semester-Rhythmus alle vorlesungs- und proseminar- begleitenden Moodle- Kurse des jeweiligen Einführungsmoduls an, so dass die einzelnen E-Learning-Plattformen nicht länger isoliert nebeneinander stehen, sondern durch wechselseitige Verlinkungen bereits von ihrer ganzen Struktur her auf Austausch- und Synergieprozesse angelegt sind.