Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Virtual Studies

Die immens steigenden technischen Möglichkeiten der Bereitstellung und Verarbeitung von Informationen regen auch die Diskussion an, wie diese Techniken in Ausbildung und Lehre eingesetzt werden können. Im Rahmen des Projektes soll exemplarisch das BSc-Modul Agrarmarketing und Qualitätsmanagement in der Weise weiterentwickelt werden, dass neben einer wissenschaftlich fundierten Vermittlung des Lehrstoffes durch Vorlesungen auch die Fähigkeit der Studierenden zum problembasierten Lernen mittels multimedialer Unterstützung gefördert wird.

Prof. Dr. W. Bokelmann | Dr. A. v. Allwörden | G. Ruhm | V. Minks

andrea.von.allwoerden@agrar.hu-berlin.de

 

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Das Projekt stützt sich auf das Konzept des Anchored Instruction. Dieses stellt den Versuch dar, die Anwendbarkeit theoretischen Wissens zu verbessern, wobei zentrales Merkmal ein narrativer Anker ist, der Interesse wecken und die Aufmerksamkeit auf das Wahrnehmen und Verstehen der gestellten Probleme lenken soll. Untersuchungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Medien, insbesondere Videos, geeignete Bedingungen dafür schaffen kann, realitätsnahe Probleme erfolgreich zu bearbeiten, neue Situationen zu entdecken und selbst gesteuert neue Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erwerben. Im Vergleich zu herkömmlichen Lehrmethoden ähnelt das Anchored Instruction Modell stark dem Projektunterricht, wobei durch den Videoeinsatz auch Erfahrungsbereiche erschlossen werden können, die den Studierenden sonst nicht verfügbar sind. Die gegebenen Problemsituationen stellen dabei komplexe, aber nachvollziehbare Kontexte in narrativer Form dar, die unterschiedliche Disziplinen tangieren und variable Perspektiven bieten. Durch das videobasierte Format wird die Informationssuche erleichtert, die Motivation der Lernenden steigt ebenso wie das komplexe Verstehen. Die narrative Struktur erleichtert das Behalten und stärkt das „Sich-Einlassen« auf die Lernaufgabe. Das Lösen komplexer, oft interdisziplinär konstruierter Probleme motiviert, den Schluss zu bestimmen, lehrt, die zu lösenden Probleme zu finden und zu definieren und bietet Möglichkeiten zum schlussfolgernden Denken.
Durch die im Video eingebetteten Daten werden die Studierenden auf ein vergleichbares Niveau in Bezug auf das relevante Wissen gesetzt und motiviert, Lösungen zu finden, die auf einer vernünftigen Entscheidungsfindung basieren. Eine angemessene Problemkomplexität überwindet die Tendenz, nur wenige Minuten auf die Lösung zu verwenden und dann aufzugeben. Für reale Probleme werden charakteristische Komplexitätsebenen eingeführt und die Lernenden entwickeln Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Paare aufeinander bezogener Probleme illustrieren das analoge Denken und helfen zu klären, was transferiert werden kann und was nicht. Die Verbindung durch das Curriculum ermöglicht die Integration theoretischen Fachwissens und dessen Ausweitung auf andere Bereiche. Gleichzeitig wird ein Rahmen für das Finden und Kommunizieren von Informationen geschaffen. Die Besonderheit des Projektes besteht darin, dass reale und komplexe Problemstellungen aus der Praxis der Agrarwirtschaft den Ausgangspunkt des Lernens bilden. Grundlage für die Problembearbeitung bieten zu erstellende Fallstudienvideos, in denen in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Praxisunternehmen dem Lern- und Wissensstand der Studierenden angepasste Problemlagen dargestellt werden.
Die zu erstellenden Videomaterialien sollen inhaltlich den einzelnen Themenbereichen des Moduls zugeordnet, durch weitere Lehrmaterialien ergänzt und insgesamt als problembasierte Lerneinheiten über eine Oberfläche in die Lernplattform Moodle eingebunden werden. Der Modulverantwortliche tritt als Online-Tutor auf, der die Lernenden in den Onlinephasen durch Moderation motiviert und unterstützt und sowohl individuelle als auch kooperative Lernprozesse anregt. Das vorhandene Lehrangebot des Moduls Agrarmarketing und Qualitätsmanagement wird auf diese Weise nicht nur angereichert, sondern durch die Integration multimedialer Mittel findet auch eine Verschiebung der Präsenzlehre hin zum selbst organisierten Lernen (Blended Learning) statt. Die Erfahrungen aus diesem Projekt sollen langfristig helfen, effektive Instrumente der Planung und Gestaltung von Lehr-Lern-Systemen zu entwickeln.