Archiv des Völkerstrafrechts
Das Völkerstrafrecht hat sich in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelt. Die Auswertung der einschlägigen Rechtsprechung ist dabei wesentliche Grundlage für die moderne Völkerstrafrechtswissenschaft. Das »Archiv des Völkerstrafrechts« ermöglicht eine systematische Erschließung der grundlegenden völkerstrafrechtlichen Rechtsprechung in einer über das Internet zugänglichen Datenbank. Dies erlaubt Studierenden, Doktoranden und allen sonstigen Forschern und Interessierten, schnell und zuverlässig auf die benötigten Dokumente zuzugreifen.
- Juristische Fakultät
Dr. Gregoria Suárez
gregoria.suarez@rewi.hu-berlin.de
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Das Völkerstrafrecht ist inzwischen obligatorischer Bestandteil des universitären Schwerpunktbereichs »Deutsche und Internationale Strafrechtspflege«. Da das Völkerstrafrecht trotzdem eine relativ junge Wissenschaft ist, besteht hier unverminderter Forschungsbedarf. Die Zahl der Studienarbeiten und Dissertationen mit völkerstrafrechtlichem Themenbezug nimmt stetig zu. Weit mehr als andere Rechtsdisziplinen ist das Völkerstrafrecht auf Fallpraxis, Auswertung völkerrechtlicher Grundlagen und auf Rechtsvergleichung angewiesen.
Für die Anfertigung einer Studienarbeit oder Dissertation ist es nahezu unumgänglich, Forschungen in diesen Bereichen zu betreiben. Während die jüngere völkerstrafrechtliche Rechtsprechung, etwa die der Ad-hoc Tribunale für das ehemalige Jugoslawien und Ruanda, des Sondergerichtshofes für Sierra Leone oder des Internationalen Strafgerichtshofes, mittlerweile umfassend und in juristisch zitierfähiger Form im Internet zugänglich ist, wird es immer schwieriger, auf die historischen Leitentscheidungen des Völkerstrafrechts zuzugreifen, die mittlerweile schon über 50 Jahre alt sind. Ein Zugriff über die universitären oder öffentlichen Bibliotheken ist nur sehr eingeschränkt möglich: So sind die einschlägigen Urteile in der Universitätsbibliothek und Zweigbibliothek Rechtswissenschaft nur zum Teil vorhanden. Ferner sind die Urteilsbände teilweise schlecht lesbar. Trotz des rasanten Entwicklungstempos des Völkerstrafrechts ist es aber nach wie vor unumgänglich, sich mit den historischen Leitentscheidungen des Völkerstrafrechts auseinanderzusetzen, die weiterhin eine wesentliche Grundlage für die moderne Völkerstrafrechtswissenschaft und -praxis bilden.
Das Projekt »Archiv des Völkerstrafrechts« hat sich zur Aufgabe gemacht, die historischen Leitentscheidungen des Völkerstrafrechts zu digitalisieren und in aufbereiteter und zitierfähiger Form in einer übersichtlichen Datenbank auf die Homepage des Lehrstuhls zu stellen. Ein großer Teil der Judikate wird sowohl in englischer als auch deutscher Sprache zur Verfügung gestellt. Soweit angezeigt, gibt eine kurze Einleitung einen Überblick über Inhalt und Bedeutung des jeweiligen Urteils. Unter den digitalisierten Urteilen findet sich unter anderem das Urteil im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. Ferner ist es gelungen, dass schwer zugängliche und zum Teil kaum lesbare Urteil des Militärgerichtshofes für den Fernen Osten zu digitalisieren und in lesbarer Art und Weise für die Nutzung in Forschung und Lehre aufzubereiten. Weiterhin wurden bereits zwei Drittel der so genannten Nürnberger Nachfolgeprozesse digitalisiert, wie etwa der Juristenprozess oder der Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht. Da die digitalisierten Urteile alle Vorgänge im Zweiten Weltkrieg betreffen, sind sie nicht nur für Studierende im oben bereits genannten Schwerpunkt 7, sondern auch im Schwerpunktstudium »Juristische Zeitgeschichte« verwendbar, in dessen Rahmen ebenfalls regelmäßig einschlägige Veranstaltungen und Studienarbeiten angeboten werden. Das Projekt dient in erster Linie der Unterstützung zur Anfertigung von Studienarbeiten, kann darüber hinaus aber auch von Doktoranden und allen sonstigen interessierten Forscher/Innen genutzt werden.