Humboldt-Universität zu Berlin - Digitale Medien – Projekte und Plattformen

Virtuelle Exkursion - Reale Biodiversität online kennenlernen

Die Kenntnis der einheimischen Fauna und Flora wird traditionell auf Exkursionen vermittelt. Wurden diese noch in den sechziger Jahren regelmäßig und zahlreich durchgeführt, fristen sie heute ein eher bescheidenes Dasein. Das Interesse an freilandorientiertem Lernen ist jedoch weiterhin bei den Studierenden vorhanden. Es wird in Zukunft zunehmend von den Studierenden v.a. der organismisch orientierten Studiengänge erwartet werden, sich die entsprechenden Kenntnisse der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt selbständig anzueignen. Unsere »virtuelle Exkursion« soll die Studierenden dabei unterstützen.

Prof. Dr. Hannelore Hoch | Dipl.-Biol. Viktor Hartung | stud. rer. nat. Martin Pingel | stud. rer. nat. Lucas Schmidt

hannelore.hoch@mfn-berlin.de viktor.hartung@mfn-berlin.de martin.pingel@mfn-berlin.de

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Ziel des geplanten Projektes ist die Entwicklung einer interaktiven Webseite zur Biodiversität eines ausgewählten Exkursionsgebietes (NSG Tegeler Fließ). Hierbei sollen bereits erprobte (MOODLE) als auch derzeit noch in der Entwicklung befindliche Tools (HyperImage) eingesetzt werden. Die Webseite soll ähnlich wie ein virtueller Stadtplan angelegt sein, statt auf Sehenswürdigkeiten wird bildorientiert auf ausgewählte Habitate (z.B. Fließgewässer, Trockenrasen, Sumpfwiesen) und die dort vorkommenden Organismen (höhere Pflanzen, Tiere: Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Schnecken, Insekten, Spinnen, Bodenorganismen) durch die in HyperImage möglichen Links verwiesen. Die den Bildern zugeordnete notwendige Begleitinformation (Beschreibung, Differentialdiagnose, geographische Verbreitung, Systematik, etc.) wird durch eingefügte Textebenen angeboten. Schließlich soll ein Feedback-Modul in Form eines Ratespiels entwickelt werden, das dem Nutzer eine Selbstkontrolle des während der Exkursion erzielten Lernerfolgs ermöglicht.
Die hier skizzierte »virtuelle Exkursion« wird und soll auf keinen Fall die Erfahrungen ersetzen, die ausschließlich durch den aufmerksamen Aufenthalt im Freiland gemacht werden können. Sie soll vielmehr zur Durchführung eigener Exkursionen anregen und eine Hilfestellung bei der Vor- und Nachbereitung geben (welche Tiere/Pflanzen kann ich zu welcher Jahreszeit im Gebiet beobachten? War der Raubvogel ein Bussard oder ein Milan? Wie unterscheide ich eine Bernsteinschnecke von einer Posthornschnecke?). Das NSG Tegeler Fließ wurde für dieses Projekt ausgewählt, da es 1) ein stadtnahes NSG ist, das ein gut erschlossenes Wegenetz hat, von dem aus viele Tiere und Pflanzen zu beobachten möglich ist, 2) eine hohe Biodiversität aufweist, 3) die Flora und Fauna gut bekannt und dokumentiert ist.
Eine Evaluierung durch die Studierenden im 2. Teil der Projektphase ist als integrativer Bestandteil der Entwicklung des Biodiversitätstrainers vorgesehen. Sollte sich das Projekt für die Studierenden als hilfreich erweisen, werden wir an weitere Kooperationspartner auch außerhalb des engeren akademischen Umfeldes (z.B. NABU, Senatsverwaltung) und an Betreiber (kommerzieller) Navigationssysteme herantreten, um die »virtuelle Exkursion« auch für den mobilen Einsatz direkt im Gelände über Mobilfunkdienste nutzbar zu machen. Ein vielversprechendes Potential für die Biodiversitätsforschung liegt u.E. in der Entwicklung eines Feedback-Systems zwischen Nutzer und Datenbank. Vom Nutzer per Handy an die Datenbank gesandte Bilder könnten mit entsprechender biometrischer Software (wie sie derzeit für Gesichtserkennung zum Einsatz kommt) ausgewertet werden – dem Nutzer würde entsprechend der Gattungs- oder gar Artname mitgeteilt, falls das Taxon aus dem Gebiet bekannt ist, andererseits könnte die vom Nutzer generierte Bild-Information in die Datenbank einfließen (unter Wahrung der Datenschutz-Richtlinien); durch Geotagging (Verknüpfen von Bildern mit GPS-Daten mit Google-Earth) wäre eine genaue Verbindung zwischen einem gegebenen Organismus und seinem Fundort und sowie der Fundzeit gegeben. Der so generierte Bildkorpus könnte eine wertvolle Grundlage für Biodiversitätsforschung und -management (Naturschutz) darstellen.